Wanderempfehlungen

Es klappern die Mühlen ……..von Dr. Hartmut Haase

Es klappern die Mühlen………

Heute möchte ich Sie zu einer sowohl kulturell als auch technisch interessanten Wanderung einladen. Startpunkt und Ende ist die Grundschule Am Schnitzenbusch in Oberdollendorf. Von dort aus geht es über die Straße An der Luhs in einem schmalen schattigen Hohlweg aufwärts bis zu einer Streuobstwiese, die mit alten und knorrigen Obstbäumen bestanden ist. Von hier haben Sie auch an einigen Stellen einen herrlichen Blick auf die Weinberge und den Rhein. Danach führt der Weg weiter leicht ansteigend durch den Wald bis zum Kloster Heisterbach. Selbst Besucher, die die Klosteranlage schon kennen, sollten das akribisch gebaute Modell der Gesamtanlage im Restaurant in Augenschein nehmen und mit diesem Wissen die im Boden markierten Strukturen bis zur Chorruine nachgehen. Erst dann wird einem die Größe dieses spätromanischen Klosters bewusst. Die Zisterzienser, die zunächst auf dem Petersberg, dann im Heisterbacher Tal von 1189 bis 1803 lebten, verstanden es, Arbeit und geistiges Leben (ora et labora) miteinander zu verbinden. So entwickelten sie sich zu einem erfolgreichen Wirtschaftsunternehmen. Voraussetzung für diese Entwicklung war ein ausreichendes Wasservorkommen für Trinkwasser, Fischteiche und Energiegewinnung durch Wassermühlen. Es war der Heisterbach mit seinen Zuläufen, der diese Notwendigkeiten erfüllte. So wurde das Tal zwischen Heisterbach und Oberdollendorf zu einem Mühlental. Dieses Tal ist das nächste Ziel der Wanderung. Hat man die Heisterbacher Straße überquert, gelangt man an den Heisterbach, der in seinem Oberlauf von sechs Zuläufen gespeist wird. Die heutige eher bescheidene Wassermenge entsprach, wie vergleichende Messungen durch Karl Schumacher ergaben, auch schon der Wassermenge im Jahre 1894. Um mit dieser Wassermenge effektiv arbeiten zu können, mussten die Müller Staudämme anlegen, um Mühlenteiche zu schaffen. Das Wasser wurde von oben aus den Mühlenteichen über die Schaufeln der Mühlräder geleitet (oberschlächtiger Betrieb). Diese Art der Nutzung der Wasserkraft war wesentlich effektiver, setzte aber technisch anspruchsvolle Bauten voraus. Im Mühlental mit seinen oberen Zuflüssen bis zum Rhein befanden sich 17 hintereinander liegende Mühlen. Leider ist keine funktionstüchtige Mühle mehr vorhanden, und somit klappert bedauerlicherweise nichts mehr im Mühlental. Es existieren nur noch einige Mühlenhäuser. Auf dem Weg entlang des Heisterbachs trifft man zunächst auf die Heisterbacher Ölmühle von 1728. Hier wurden ölhaltige Früchte wie Mohn, Raps, Leinsamen und Bucheckern zerkleinert, dann gepresst und abschließend gefiltert. 1921 wurde die Mühle stillgelegt und in ein Wohnhaus umgebaut. Dieses erhielt den Namen Idyllenmühle. Die nächste Mühle bergab war die Heisterbacher Fruchtmühle, von der nur noch einige Fundamente zu erkennen sind. Direkt unterhalb dieser Mühle sieht man einen Wasserfall mit einem Höhenunterschied von zwei Metern. Auch hier befand sich eine Mühle, der Heisterbacher Schleifklotten, der der Verarbeitung von Schmiedeprodukten diente. Als nächstes trifft der Wanderer auf die Mühle am Hellenberg von 1777. Sie war eine Getreidemühle. Das Haus ist heute ein Wohnhaus. Ähnlich dürften auch andere Mühlen ausgesehen haben. In Oberdollendorf gibt es noch einige weitere Mühlen, von denen aber auch nur noch die Häuser vorhanden sind. Erwähnenswert ist noch eine Mühle des Aachener Marienstifts, die nur durch eine Urkunde von Kaiser Otto I aus dem Jahre 966 dokumentiert ist.

Sie dürfte am Weinhaus Gut Sülz gelegen haben. Hier könnte man die Wanderung mit einem Glas Wein unterbrechen. Zuletzt geht man rechts von der Laurentiuskirche bergauf und gelangt zum Ausgangspunkt zurück. Und übrigens: die Wanderung ist dank nur mäßiger Steigungen auch für ältere Semester gut zu schaffen.

Dr. Hartmut Haase

 

Literatur:

  • Schumacher, Karl: Die Mühlen im Heisterbacher Tal, 2011 Heimatverein Oberdollendorf (außerordentlich informativ)
  • Rheinischer Verein für Denkmalpflege Köln 2002: Ora et labora
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