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Sommerzeit ist Reisezeit – Reisen ist mehr als unterwegs sein von Klaus Köhn

Viele überwältigt das Fernweh. Unsere Welt scheint ein Dorf geworden zu sein. „Die Welt ist ein Buch, von dem man nur die erste Seite gelesen hat, wenn man nur sein Land gesehen hat.“(F. de Moubron, 1706-1760). Heinrich Heine (1797-1856) bemerkte schon ohne unseren Massentourismus zu kennen: „Eine große Landstraß‘ ist unsere Erd ́,wir Menschen sind Passagiere.“ Ob Pauschal-oder Individualreisen, für Viele sind sie auch keine reinen Urlaubs-und Erholungsreisen.

So ist Reisen mehr als nur ein Hobby oder eine Freizeitbeschäftigung, sondern Leidenschaft und auch zuweilen Statussymbol. Immer mehr Paare lassen sich auf Reisen trauen. Für sie bedeutet Lebensglück, mit dem geliebten Menschen einen ganz besonderen Ort gewählt zu haben, den sie sich für ihren schönsten Tag erträumt haben. Vergessen wir aber nicht: Wir sind Gäste auf Erden.

Vor 11 Jahren schrieb mir – unterwegs in Brasilien – meine in der Schweiz lebende Enkelin Hella: „Beim Reisen hat man so viel Zeit, um nachzudenken. Daher kreisen unendlich viele Gedanken über das Leben in meinem Kopf herum.

Ich sehe hier eine wunderschöne Natur und viele Tiere; aber auch Leid, Unglück, Armut und Gewalt. Ich habe aber gemerkt, dass der Mensch mit fast allem umgehen kann. Die ärmsten Leute tanzen in Sao Paulos Gassen, und spindeldürre Kinder spielen lachend Fußball. Das Leben hat nun mal nicht nur Schönes, und man muss lernen, damit umzugehen.“

Für Hella war Reisen mehr als nur „unterwegs sein“. Es heißt „Reisen bildet“, aber nicht allein an touristischen Highlights orientiert und nur auf das Wissen anderer Länder beschränkt, sondern verinnerlichtes und dienendes Lernen steht im Zentrum. Dazu sind Respekt und Toleranz vor anderen Kulturen erforderlich. So wird Reisen ein Lernen, um zu „sein“, und bietet die Chance, zu neuen Ufern aufzubrechen und neue Horizonte zu erschließen. Reisen und Denken verschmelzen zu einer Einheit, werden wie am Beispiel Hella zu einer innerlich erlebten persönlichkeitsbildenden Geschichte. Die Einstellung dafür liegt in der Verantwortung des Reisenden. „Nur wer seinen eigenen Weg geht, kann von niemanden überholt werden”(Marlon Brando).

Reisen vernichtet Vorurteile. Wer sein Land nie verlassen hat, der pflegt seine Vorurteile, denn das Reisen öffnet Herzen und Augen und verbindet Völker. Als Gewinn des Reisens bleiben Begegnungen, und oft entstehen Freundschaften, aber kitschige Souvenirs verstauben. Es bedarf nicht gleich einer Weltreise oder einer Clubanlage inklusiv heimischer Küche. Ein kurzer Tapetenwechsel, um etwas Licht in den grauen Alltag zu lassen, tut auch gut.

Leider gibt es noch eine andere Seite der gleichen Medaille: CO2-Ausstoß, Staus auf den Straßen, überfüllte Züge, lange Warteschlagen auf den Flughäfen, schlimme Unfälle und Menschen, die Reisen sich nicht leisten können. Darüber ist mehr zu lesen, in der Home-Page der Brücke.

https://bruecke-badhonnef.de/sommerzeit-ist-reisezeit-nachtrag-von-klaus-koehn/

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