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Poesie als Alltagshilfe… von Ursula Kollritsch

Wundervoller Lyrikband „Der ewige Brunnen“ neu aufgelegt

Die Gedichte der Lyrikerin Mascha Kaléko wurden oft abfällig als „Gebrauchs-“ oder „Alltagslyrik“ bezeichnet. Ein Begriff, der im besten Wortsinn zu dem fast 1200 Seiten dicken Lyrikband „Der ewige Brunnen – Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten“ passt. Denn der Klassiker voller Gedichte ist ein echtes Hausbuch der Poesie, in dem man immer wieder suchen, blättern, nachschlagen, reinlesen kann.

Viele Leserinnen und Leser sind hierzulande seit Generationen mit dem Buch in der bisherigen Fassung aufgewachsen. Nach der Erstausgabe aus den Fünfzigerjahren wurde die Anthologie im Jahr 2005 neu aufgelegt. Jetzt hat der Jenaer Germanistik-Professor Dirk von Petersdorff die Sammlung mit frischem Blick überarbeitet, zusammengestellt und im Frühjahr veröffentlicht. Das Ganze in hellblauem Leinen. Bei einer Lesung auf der Lit.cologne im WDR Funkhaus in Köln berichtete der Herausgeber, wie er wochenlang unzählige Gedichte auf dem Boden verteilt hatte und mit ihnen lebte. Neben Kinderreimen, Balladen und Sonetten sind nun auch Songtexte, beispielsweise von Udo Lindenberg, Sven Regener und Judith Holofernes enthalten, ebenso deutlich mehr Gedichte von Frauen als bisher. Neu ist auch die Anordnung. Die Gedichte sind nicht nach Jahrhunderten, sondern nach Themen sortiert wie In der Lebensmitte, Ermutigung und Trost, Natur erfahren, Zum Lachen oder auch Krieg, Flucht, Vernichtung sowie Heimweh und Fernweh.

Gedichte haben ein bisschen den Ruf, nicht mehr zeitgemäß, unverständlich oder abgehoben zu sein. Dabei sind sie verdichtete, auf den Punkt gebrachte Gefühle, Bilder, Lebenssituationen, also eigentlich ganz nah dran. Den Beweis dafür, dass sie etwas in jedem und jeder berühren können, tritt diese Anthologie auf zugleich bescheidene und eindrucksvolle Weise an. Aus diesem Brunnen – mit Versen von Klassikern wie Goethe, Schiller und Droste-Hülshoff aber auch Zeitgenossen wie Jan Wagner und Marion Poschmann – kann man täglich und in allen Lebenslagen schöpfen. Einfach mal ausprobieren. Viel Freude dabei.

 

Lesetipp der Honnefer Ursula Kollritsch

Wer gerne selbst schreibt…

Die Autorin schreibt Romane und arbeitet als Texterin, Schreibcoach und Lektorin. Sie lebt mit ihrer Familie in Bad Honnef. Hier gibt sie auch Schreibworkshops für Menschen, die „immer schon mal ein Buch schreiben wollten“, der nächste findet am Samstag, 26. August ganztägig in der Alten Paketpost, Bad Honnef statt und ist für Anfänger und Geübte geeignet. Schließlich geht es um die Freude am Schreiben und darum, den Anfang zu machen und in den Flow zu kommen. Seit 2020 moderiert sie den Literaturpodcast „Bücher feiern“, der kostenlos auf Plattformen wie Spotify, Google, Apple zu hören ist. Informationen unter: www.sommer-frisch.de

 

Bücherabend in Oberdollendorf

Am 17. August, 19 Uhr laden Ursula Kollritsch und Silke Kornstädt, die neue Inhaberin der Dollendorfer Bücherstube, zu einem ganz besonderen Bücherabend in den frisch renovierten Buchladen ein, im Gespräch stellen die beiden aktuelle „Lieblingsbücher für den Leseherbst“ vor.

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