Gesundheit, Allgemein

Voll im Flow… Von Anouk Sterr

Honnefer Projekt ‚Voll im Flow?!‘ holt das Thema Menstruation aus der dunklen Ecke

„Warum bekommt man eigentlich die Tage?“, „Tut das immer weh?“ Und, oh je, diese Stimmungsschwankungen – davon können alle Fünftklässlerinnen im Workshop ein Lied singen. Die Schülerinnen sind neugierig, viele Finger zeigen nach oben, und eifrig wird das Plüschmodell einer Gebärmutter inspiziert und weitergereicht. Wer ‚sie‘ schon hat und wer noch nicht, wird ausführlich diskutiert. Die Gruppe der Achtklässlerinnen ist zurückhaltender. Peinlich sei das alles, sagen anfangs einige. Jedoch bald schon entsteht ein offenes Gespräch über Erfahrungen mit Regelschmerzen und dem ersten Besuch bei der Gynäkologin. „Es tut gut, mit anderen Mädchen zu sprechen, denn es betrifft ja viele und es wird zu wenig darüber geredet. Menstruation sollte kein Tabuthema sein.“, sagt eine Schülerin gegen Ende.

Das Projekt ‚Voll im Flow?!‘, das das Frauenzentrum Bad Honnef in Kooperation mit dem Stadtjugendring letztes Jahr am Siebengebirgsgymnasium, am Schloss Hagerhof und an der St. Josef Schule ins Leben gerufen hat, geht dieses Jahr nun schon in die zweite Runde. Dank einer Förderung durch das Aalkönigkomitee können für die Schulen einmal im Jahr kostenlose Kurzworkshops für die Stufen 5 bis 8 angeboten werden, in denen Körperaufklärung und die Wissensvermittlung rund um den Zyklus im Fokus steht. „Langfristig geht es uns um die Entstigmatisierung eines leider immer noch sehr schambesetzten Themas“, sagt Anouk Sterr vom Frauenzentrum, die die Workshops durchführt. „Allein, dass wir regelmäßig mit dem Angebot an die Schulen kommen, macht, dass es irgendwie ‚normaler‘ wird.“ Zusätzlich konnten Schülerinnen unter der Anleitung einer Referentin des Handwerkerinnenhaus Köln Spenderboxen für Tampons und Binden bauen, die seitdem auf den Toiletten hängen und von den Schulen befüllt werden. Damit ist Bad Honnef ein Vorreiter in der aktuellen Debatte um kostenlose Periodenprodukte in öffentlichen Gebäuden.

Dem Frauenzentrum ist es wichtig, mit dem Projekt einen Raum für Mädchen zu schaffen, der sie in Bezug auf das eigene Körperbild und -erleben stärkt. Gleichzeitig soll mit Mythen aufgeräumt werden. „Nicht jede Frau menstruiert, nicht immer ist der Zyklus gleich lang, da wollen wir den Mädchen Druck nehmen. Und dass es auch Trans*-Jungen gibt, die ihre Tage bekommen, ist bei den Schüler*innen längst angekommen.“, sagt Anouk Sterr. Weg frei also für einen selbstbewussten Umgang mit dem eigenen Blut!

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