Allgemein, Generationen, Gesundheit

Einsamkeit…von Susanne Langguth

Für jüngere Menschen gleichermaßen ein Problem wie für alte Menschen

Etwa 15% der Bevölkerung sagen von sich, dass sie einsam oder sogar sehr einsam sind; vor Corona waren es etwa 10%. Das sind Zahlen, die besorgt machen müssen. Denn Einsamkeit ist eine Art von sozialem Stress, der in letzter Konsequenz krank macht.

Einsamkeit ist Ausdruck geringer Beziehungsqualität, Wertschätzung und Vertrauen.  Einsamkeit entsteht dann, wenn es an Menschen mangelt, die einen mögen, ein Mangel an positiven und engen Kontakten, das Gefühl, nicht dazu zu gehören, das Fehlen von Unterstützung durch andere und das Fehlen von Verbundenheit zu anderen Menschen gehören dazu. Das schmerzhafte subjektive Gefühl von Einsamkeit entsteht also immer im Verhältnis zu anderen Menschen, wenn die eigenen sozialen Beziehungen nicht den persönlichen Wünschen und Bedürfnissen entsprechen. Damit wird zugleich deutlich, dass Menschen vergleichbare Situationen ganz unterschiedlich bewerten.

Einsam ist, wer sich einsam fühlt! Allein zu sein dagegen heißt nicht, einsam zu sein.

Einsamkeit ist ein Tabuthema; denen, die sich einsam fühlen, ist das peinlich. Denn ihre Einsamkeit wird von den Betroffenen als ein großes persönliches Versagen angesehen; der eigene soziale Wert fällt ins Bodenlose, und damit einher geht das Gefühl, dass man diesen Zustand nicht aus eigener Kraft verändern kann. Man zieht sich zurück, und die Negativspirale nimmt ihren Weg.

Dass es in der Generation Ü80 relativ viele Menschen gibt, die einsam sind, verwundert nicht wirklich. Der Verlust an Mobilität und ggf. schwindende Gesundheit, der altersbedingte Verlust des Ehepartners und von Freunden, das sind gewichtige Faktoren, den sozialen Anschluss zu verlieren, meist betroffen sind die Frauen aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung; Altersarmut kommt hinzu, und auch das betrifft ganz überwiegend Frauen.

Umso erstaunlicher ist es, dass auch jüngere Menschen etwa zwischen 18 und 30 Jahren Jahre in gleichem Umfang betroffen sind wie die Hochbetagten. Hier ist es die Zeit nach der Schule, der Wegfall der vertrauten Umgebung und der Familie durch Wohnortwechsel. Der Übergang zur nachschulischen Ausbildung und dann zur Arbeitswelt bringt verschiedene Herausforderungen mit sich, die Familie verliert an Bindekraft und schützender Funktion, so dass gesehen auf eine Lebensspanne, in dieser Zeit sogar der Höhepunkt an Einsamkeitsempfinden liegt. Hinzu treten gesellschaftliche Trends wie Individualisierung. Mobilität in Privat- und Berufsleben, Zunahme von nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften und Einpersonenhaushalten und die Digitalisierung; diese Themen können hier nur angerissen werden.

Es ist richtig, dass sich Wissenschaft und Politik nun auch in Deutschland gezielt Gedanken darüber machen, wie der Einsamkeit als gesellschaftliches Phänomen entgegengewirkt werden kann. Auf die Lösungsvorschläge darf man gespannt sein!

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