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Der Sommer war groß… von Prof. Dr. Claudia Solzbacher

Weinanbau zwischen Tradition und neuen Herausforderungen

Von Claudia Solzbacher
„Ich hab den Vater Rhein in seinem Bett gesehen. …Und rechts und links vom Bett, da steht der beste Wein!“ Zu mindestens für rechts vom Rhein stimmt der Text aus diesem alten Karnevals-und Rheinlied auch heute noch. Zwischen Beuel und Koblenz gehören Weinreben zum festen Bestandteil der Landschaft. Wein hat auch in unserer Region seit Jahrhunderten als kultureller Wert Bestand und ist sicher immer noch identitätsstiftend – Kulturgut also. Das wird im Herbst zur Zeit der Lese ganz besonders deutlich.
Wir hatten einen langen Sommer
Einer der bekanntesten Winzer in Bad Honnef ist Karl-Heinz Broel. Er schaut zuversichtlich der neuen Ernte entgegen. „Wir hatten einen langen Sommer“ und dann wird er poetisch und zitiert Rilke: „ Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los“.
Die lange Trockenheit war für ihn kein großes Problem. Broel hat nämlich vornehmlich alte Reben, die schon tief wurzeln und deshalb nicht so viel Wasserbenötigen.
Was tun gegen Trockenheitsstress?
Die Winzer, die junge Reben haben, mussten viel mehr wässern. Dennoch werden die heißen und trockenen Sommer sicher für den Weinbau insgesamt ein Problem. Solche Zukunftsfragen besprechen die Winzer der Region vor allem bei den Versammlungen des Weinbauverbands Siebengebirge. Wie wird man die insgesamt ca. 20 Hektar denn überhaupt bewässern können? Es gibt bereits Tropfsysteme, die vermeiden sollen, dass die Rebstöcke Trockenheitsstress bekommen und eingehen. Aber woher kommt zukünftig das Wasser? Aus Rückhaltebecken, wie in wenigen anderen Regionen? Das könnte zukünftig nötig sein, um den Weinanbau in der Region zu erhalten. Broel schätzt sehr den regelmäßigen Austausch mit seinen Kollegen aus Rhöndorf und Königswinter sowie Oberdollendorf und Niederdollendorf, die alle zusammen erst diese herrliche und auch häufig preisgekrönte Weinregion ausmachen. Dazu gehören u.a. das Weingut Pieper, das Weingut Blöser sowie der Bioland Betrieb von Kay Thiel.
Das Weingut Broel baut vornehmlich Riesling, Scheurebe, Kerner und Rivaner an. Aber das Geschäft sei internationaler geworden, betont Karl-Heinz Broel. Er baut jetzt auch Chardonnay, Veltliner und Grauburgunder an und trägt damit dem veränderten Geschmack der Kunden Rechnung. Die trockenen Weine sind dabei die meist gefragtesten. Aber während Corona hatte er einen ganz besonderen halbtrockenen Renner im Sortiment. Das Etikett sah aus wie ein Rezept und darauf stand „Schnelltest–wenn Sie diesen Wein noch schmecken, dann sind sie negativ“.
Rheinwein eben!

Wenn jetzt die Lese beginnt, dann sind es vor allem Freunde und Familie die ihm helfen werden. „Ohne friends and family würde es bei mir nichtlaufen“, so Broel.

Damals hat Broel als junger Mann zuerst etwas unentschlossen als Winzer begonnen, erzählt er: „Versuche es doch erstmal, dann kannst Du es ja immer noch aufgeben“, hatte sein Opa zu ihm gesagt. Aber die Arbeit in der Natur und mit den Menschen macht ihm bis heute Spaß, besonders die professionell geführten Weinbergwanderungen durch Rhöndorf und am Drachenfels mit Informationen zu den Untergrundarten, den angebauten Rebsorten und woran man sie unterscheiden kann. Dass dazu eine Weinprobe mit schönster Aussicht auf den Rhein gehört, versteht sich.
Der Neffe übernimmt
K-H. Broel ist mittlerweile 69 Jahre alt, da liegt es nahe, über einen möglichen Nachfolger nachzudenken. Sein Neffe wird das Unternehmen weiterführen. Er hat, wie viele Winzer der jungen Generation, in Geisenheim Weinbau studiert und bereits auf namhaften Weingütern gearbeitet. Er wird die Tradition erhalten, aber auch notwendige Innovationen einbringen.
Während Corona Onlinehandel aufgezogen
Besonders die Digitalisierung werde sicher noch mal einen neuen Schub geben. Die Abläufe, die er analog noch gemacht hat, könnten heute zum Teil digitalisiert werden, so Broel. Obwohl er selber sich hierzu auch schon Gedanken gemacht hat. Während Corona etwa hat er einen Onlinehandel aufgezogen. Deshalb liefert er heute deutlich häufiger auch überregional aus – auch wenn das Hauptgeschäft immer noch regional ist. Die meisten Weinlokale im Umfeld schenken seinen Wein aus.
Fazit: Für Nachwuchs ist in der Region gesorgt. Viele arbeiten daran, dass rechts vom Rhein weiterhin der allerbeste Wein wächst und auch ausgeschenkt wird. Getreu dem Motto von Winzer Broel: „Was man vom edlen Wein auch singt, verstehen kann ihn nur, wer ihn auch trinkt!“
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